F.C. Bellinger verbindet Blech ohne Löten mit Schlitz und Lasche und revolutioniert damit die Blechpielzeug-Industrie
Wahnsinnspreise für Spielzeug von Martin auf Auktion bei Bertoia im November 2017.
Wie der Kreisel von Wilhelm Simon die Musik erlernte und Peter Bolz aus Zirndorf als Prahlhans Geschichten erfand.
Der Däne Rasmussen wollte die Dampfmaschinen aus den Kinderzimmern verbannen und wurde einer der Urväter von Audi.
Ignaz Bing - die vermisste Seite seiner Memoiren ist gefunden. Sie ist das soziale Manifest eines Unternehmers für Arbeiter und deren Kinder.
Primus Wunderlich und Bernhard Hommola waren in Zschopau die Pioniere einer bescheidenen Blechspielzeug-Industrie.
Georg Semler ist der Vater des fröhlichen Nifty-Spielzeugs und Erfinder des Merchandising für Comics aus Hollywood.
Mir war das Mannequin nicht bekannt, auch nicht auf dem Foto, das zur Einführung ihrer Kurzbiografie im Vorwort des Bertoia-Katalog abgebildet war. Ihr Name: Monique Knowlton (so heißt sie heute aktuell). Sie hatte ihre Spielzeug- Sammlung zum Verkauf freigegeben und mit den 628 Lots für einen Umsatz von 2,16 Millionen Dollar (einschl. 20 % Käuferprämie) gesorgt.
Hauptattraktion war das Motorrad MIckey und Minnie auf einem Blechmotorrad und dem Firmenlogo von Tipp & Co. Jeder aus unserer grossen Blechfamilie kennt es; seit Jahren wird es immer wieder auf Auktionen zum Kauf angeboten und geht dann nach einer gewissen Zeitspanne meist mit spektakulären Wertsteigerungen in andere Sammlerhände über. Es ist ein Spielzeug, das in keinem Katalog aufgeführt wird, es gibt auch keine anderen Hinweise wie Patente oder DRGMs, das es jemals exitiert hat.
Fäschung? Eine perfekt mit der Hand gefertigte Fantasie? Die Vorgebote lagen vor der Auktion lagen bei $ 25.000 und $ 45.000. Monique Knowlton hatte für das einmalige Exemplar bereits im Jahr 2010 $ 65.000 bezahlt.
Natürlich haben mich diese spärlichen Informationen nicht ruhen lassen. Und nach vielen Rückfragen und Recherchen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, das die folgende Vermutung sich auf einer logischen Faktensammlung aufbaut.
Die ersten 10 Mickey-Motorräder wurden alle in Großbritannien gefunden. Die meisten hatten ihre Premiere in London bei den Auktionshäusern Christie's und Sotheby's. Das einzige Mickey-Motorrad in Original-Verpackung auf einer Roadshow von Hilary Kay gezeigt, etwa um die Jahrtausendwende. Bei Sotheby's kam es dann unter den Hammer. David Finn (†), in enger Freund von David Pressland, ersteigerte das Spielzeug im Auftrag von dem US-Sammler Don Kaufmann, wurde kurz vor dem Zuschlag aber überboten.
Don Kaufmann kaufte das Mickey-Motrrad einige Jahre später für vermutlich $ 115,000. Bei Bertoia (Auktionshaus USA) tauchte sie dann wieder auf und wurde für $ 78.000 verkauft- nun dieser Sensytionspreis.
Zur frühen Gescichte: Entstanden war das Mickey-Maus-Minnie-Motorrad in der Fabrik von Tipp & Co. in Nürnberg. Der damalige Besitzer Philipp Ullmann hatte sich mit einem Schuldenberg nach England abgesetzt, die zehn Mickey-Spielzeugge im Gepäck (siehe auch ausführlich "Lexikon der deutschen Blechspielzeug-Industrie" - TippCo wurde 1933 Nazi-Eigentum, gehörte also zum Hitler-Imperium). Wie kam es dazu, daß TippCo. ein Spielzeug aus dem weltweit geschützten Disney-Fundus herstellen konnte? Disney erteilte TippCo nie eine Lizenz. Allerdings: In England lizensierte Disney die britische Filmverleihfirma Ideal Films, um animierte Kurzfilme in Großbritannien und anderen Ländern Europa herzustellen.
Ideal Film interpretierte Seinen Vertrag so, das sie weitere Partner zum Herstellen von Mickey-Mouse-Produkten suchen konnten und landeten auch bei - Philipp Ullmann. Übrigens: Nicht einmal die Giengener Plüschhersteller Margathe Steiff erhielten eine Lizenz, weder für Puppen oder Teddybären.
Die Londonder Filmverleiher verdarben sich das große Geschäft mit Deisny wegegen schluddriger Copyright-Hinweise (vergaßen auch schon mal den Namen Disney auf gedruckten Postkarten. Disney wurde das dann doch zuviel mit dem unsoliden Lizenznehmner. Disney stellte sicher, dass der Filmverleiher nur eine Lizenz zum Vertrieb der Filme zahlte und keinen weiteren Rechtsansprüche hatte.
(jci mit großen Dank an Carl Lobel)